Das Zentralhospital in Görlitz ist das älteste Altenpflegeheim, welches die AWO Oberlausitz in seiner Trägerschaft hat. Seit fast 160 Jahren ist es seiner eigentlichen Bestimmung, nämlich der Pflege älterer und kranker Menschen, erhalten geblieben. Die Einrichtung im Kern von Görlitz und umgeben eines grünen Parks ist seit 1863 seiner Pflegetradition treu geblieben. Die Einrichtung ist in die Denkmalliste der Stadt Görlitz eingetragen.
Nachdem es 20 Jahre in Trägerschaft der AWO Görlitz war, wird es durch Verschmelzung beider Vereine im Jahr 2012 zur AWO Oberlausitz übernommen.
fast 160 Jahre Pflegetradition
ganzheitliche Betreuung nach dem Primary-Nursing-System
80 Plätze
Kochgruppen auf den Wohnbereichen
Einbindung in Gemeinwesen: Schachcafé & Verkehrsgarten
Ereignisse
Der Heimbeiratsvorsitzender des Zentralhospitals Görlitz, Roland Otto, nahm am 19.11.2020 beim virtuellen Bürgerdialog mit Bundeskanzlerin Angela Merkel teil und sprach zur aktuellen Corona-Situation im Zentralhospital sowie seinen Empfindungen damit.
Aufgrund der besonderen Situation in der Coronakrise hat die AWO Oberlausitz für alle AWO-Altenpflegeheime Tovertafeln, zu deutsch „Zaubertafeln“, angeschafft. Eine Tovertafel ist eine interaktive, spielerische Pflegeinnovation und Spielelösung für ältere Menschen mit gemäßigter bis schwerer Demenz. Mit Hilfe von interaktiven Lichtprojektionen durchbricht die Tovertafel die Apathie dieser Menschen und bereichert deren Leben, indem sie Bewegung und spezielle Kontaktmomente stimulieren. Diese Zaubertafeln sorgen bei den Heimbewohnern für viel Begeisterung. Bewohner, die völlig in sich zurückgezogen sind, werden wieder wach und reagieren gezielt. Die verschiedenen Lichtprojektionen regen zum aktiven Bewegen und Kommunizieren an und zaubern ein Lächeln ins Gesicht.
Am vergangenen Buß- und Bettag nutzten Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige eine bundesweite Aktion der Gewerkschaft Verdi, um auf die Situation in der Pflege aufmerksam zu machen.
Ungefähr 200 Personen hatten sich versammelt, um eine Menschenkette um das Gebäude des Zentralhospitals zu bilden.
Mitglieder von Verdi vermittelten anschließend ihre Forderungen an die Politik. Ein bundesweit einheitlicher Personalschlüssel, die Anerkennung des Personals und das neue System der Pflegegrade standen dabei im Vordergrund.
Zum Schluss wendete Heimleiterin Jana Nickolmann noch ein paar Worte an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei würdigte sie ihre tägliche Arbeit, die nicht immer einfach ist.
Verkehrsgarten im Zentralhospital Görlitz
Im Garten Zentralhospitals in Görlitz gibt es nun einen Verkehrsgarten. Dieser wurde im November erstmalig getestet und eingeweiht.
Finanzielle Unterstützung zur Umsetzung des Projektes „Verkehrserziehung von Kindern im Altenpflegeheim – Alt und Jung gemeinsam“ bekam das Altenpflegeheim von der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien mit 1.500 Euro und von der Linden-Apotheke Görlitz mit 750 Euro. Herr Wendt, der Filialleiter der Görlitzer Sparkassenfiliale, machte sich ein erstes Bild von den vielen neuen Verkehrsschildern und dem damit erzeugten Verkehrsgarten, der von den Kindern der benachbarten Kindertagesstätte „Bethanien“ ausprobiert wurde.
Zwei Mitarbeiterinnen der Verkehrswacht NOL e. V., welche als Partner zukünftig das Vorhaben tatkräftig unterstützt, waren ebenfalls vor Ort. Verena Michael, Geschäftsführerin des Vereins, und ihre Kollegin erklärten den Kleinen erste wichtige Regeln für das Verhalten im Straßenverkehr. Auch einige Bewohner beteiligten sich an der Einweihung und freuten sich über die strahlenden Gesichter der Kinder.
Das Projekt „Verkehrserziehung von Kindern im Altenpflegeheim – Alt und Jung gemeinsam“ entstand gemeinsam mit den Erzieherinnen der anliegenden Kindertagesstätte. Denn die Wege des großen Gartens am Zentralhospital eignen sich gut zum Roller und Laufrad fahren. Aufgrund der Wegführung bieten sich Kreuzungsbereiche und abgehende Straßen zur praktischen Übung an.
Dafür wurden nun mehrere Verkehrsschilder inkl. Masten, Befestigungs- und Sicherungshilfen angeschafft. Nächstes Jahr soll sogar noch eine mobile Ampel die Ausstattung des mobilen Verkehrsgartens erweitern. Dann wird in Projekttagen im Frühjahr sowie im Herbst der Garten zeitweise zu einem Verkehrsgarten umfunktioniert und die Verkehrserziehung stattfinden.
Bisher bestehen Kooperationen mit der Kindertagesstätte „Bethanien“ und der Kindertagesstätte der Lutherkirchgemeinde. Diese sollen mit weiteren Kindertagesstätten ergänzt werden. Auch die AWO-eigenen Kindertagesstätten aus der Altstadt, aus Königshufen und Ludwigsdorf werden ab kommendem Jahr den Verkehrsgarten nutzen.
Doch nicht nur Kinder sollen im Rahmen des Projektes geschult werden, auch die Bewohner des Zentralhospitals können vieles über Straßenverkehrsregeln lernen und ihre Kenntnisse auffrischen. Laut Jana Nickolmann, der Heimleiter, kann es dann sogar funktionieren, dass die Kinder und Bewohner sich gegenseitig unterstützen, beispielsweise mit hilfreichen Tipps oder als Fußgänger an Überwegen.
Einen guten Beigeschmack hat das Vorhaben: es kommt gleichzeitig der Integration des Altenpflegeheims in das Gemeinwesen zugute. Denn mit einer guten Integration, z. B. mit vielen Kontakten zu Kindern, kann eine größer werdende Akzeptanz in der Gesellschaft erreicht werden. Kinder wachsen mit einem Blick für alte und pflegebedürftige Menschen heran und entwickeln Verständnis sowie Fürsorge.
Das Zentralhospital feiert im Rahmen einer Festveranstaltung das 150-jährige Jubiläum der Einrichtung mit geladenen Gästen.
Durch Verschmelzung der AWO Görlitz mit der AWO Oberlausitz, übergeht das Altenpflegeheim in dessen Trägerschaft. Alle Mitarbeiter werden unter Fortbestand der Arbeitsverhältnisse übernommen.
Gemeinsam mit einem Wiesbadener Architekturbüro entwickelte die AWO ein Sanierungskonzept. Mit Förderung des Freistaates Sachsen, der Stadt Görlitz sowie mittels Eigenkapital konnte das Haus bis 1998 einer Generalsanierung unterzogen werden. Das Zentralhospital ist eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Görlitz.
Im Jahr 1992 ging das Staatliche Feierabend- und Pflegeheim in die Trägerschaft der inzwischen wieder gegründeten Arbeiterwohlfahrt über und erhielt den alten Namen „Zentralhospital“ zurück.
Mitte der siebziger Jahre wurden für damalige Verhältnisse viele größere Investitionen getätigt, insbesondere im Küchenbereich, deren Ausstattung im Wesentlichen noch aus dem Jahre 1934 stammte. 1973/74 erfolgte der Einbau eines Personenaufzuges, 1982 die Rekonstruktion der Wäscherei.
In den Jahren 1983/84 erhielt das gesamte Haus neue Fenster und in Verbindung mit einer Renovation konnten 250 neue Betten sowie sonstiges Mobiliar angeschafft werden. Bis 1983 waren die damaligen Stationen des Pflegeheimes gänzlich überbelegt. Die Schränke der Bewohner befanden sich größtenteils auf den Korridoren, die großen „Bettensäle“ ließen keinerlei Individualität zu.
Bestanden im Jahre 1977 insgesamt 327 Pflegeplätze, so wurden diese bis zum Jahre 1986 auf 207 reduziert, so dass dadurch zumindest auch einige kleinere Zimmer vergeben werden konnten.
Der Ministerrat des Landes Sachsen löste mit Beschluss vom 10. Januar 1952 die Stiftung Städtisches Zentralhospital Görlitz auf. Die Einrichtung ging als „Feierabendheim“ auf den Stadtkreis Görlitz über, der Besitz des Zentralhospitals wurde den Vermögenswerten der Stadt überschrieben. Damit verlor das Zentralhospital nach 89 Jahren des sozialen Dienstes als eine mildtätige Stiftung seine Eigenständigkeit.
In den Jahren des 1. Weltkrieges musste ein Teil des Zentralhospitals als Lazarett für insgesamt 60 Verwundete genutzt werden, da andere Räumlichkeiten für diesen Zweck nicht zu finden waren.
Am 1. August 1919 konnte das Hospital wieder ausschließlich für die Alten- und Armenumsorge genutzt werden.
1933 beginnt die Herrschaft des Nationalsozialismus und damit für die Bewohner des Zentralhospitals, insbesondere der dort lebenden Geisteskranken, eine schwere Zeit.
Am 1. April 1935 nahmen das beim Magistrat eingerichtete Gesundheitsamt und die „Abteilung für Erb- und Rassenpflege“, seinen Dienst auf. Diese Abteilung war befasst mit der Durchsetzung des nationalsozialistischen Gesetzes zur „Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und erstellte eine so genannte „Erbbiologische Kartei“. Darin wurden alle im Stadt- und Kreisgebiet lebenden Geisteskranken, Blinden, Taubstummen, Geschlechtskranken und Siechenhausinsassen erfasst. Diese Erbbiologische Kartei war Grundlage für die Vernichtung behinderter Menschen in Konzentrationslagern und psychiatrischen Landesanstalten.
Auffällig ist in dieser Zeit die große Anzahl der über die Wohlfahrt ins Hospital eingewiesenen Personen. Das hatte seinen Grund zum einen in der hohen Überalterung der Kleinrentenempfänger und zum anderen in einer sich bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft kaum verringernden Anzahl der Stadtarmen.
Zum Ende des 2. Weltkrieges wurde der Flüchtlingsstrom aus dem Osten immer stärker. Bereits Anfang 1944 hatte Görlitz 96.986 Einwohner. Im Juli 1944 musste das Zentralhospital die ersten Flüchtlinge aus den Ostgebieten aufnehmen, wobei es sich meist um alte Menschen handelte, die wegen körperlicher Hinfälligkeit nicht weiter ins Landesinnere flüchten konnten.
Nach Eröffnung des neuen städtischen Wasserwerkes 1878 erhielt auch das Zentralhospital in sämtlichen Stockwerken eine Wasserzuleitung. In diesem Zusammenhang wurden weitere Badestuben und Duschen eingerichtet, die Wäscherei erweitert sowie ein Dampfwaschapparat zur leichteren Reinigung der Wäsche angeschafft.
Am 23. August 1888 konnte das 25 jährige Gründungsjubiläum des Zentralhospitals feierlich begangen werden. Das Kuratorium bestimmte, dass anlässlich des Jubiläums eine besondere Mahlzeit und ein Fass Bier zu bewilligen ist.
Das Zentralhospital wurde eingebunden in eine städtische Stiftung. So tritt auch mit Wirkung vom 7. September 1866 das Statut des Städtischen Zentralhospitals in Kraft.
Der Zweck des Hospitals besteht in der unentgeltlichen Versorgung armer, erwerbsunfähiger, betagter oder gebrechlicher Görlitzer Bürger mit Wohnung, Beköstigung, Geldunterstützung, Beihilfe zur Bekleidung, Heizung, Beleuchtung und Krankenpflege. Aufgenommen werden durften nur Bürger, die das 60. Lebensjahr vollendet hatten, Bürger die siech geworden und besonderer Hilfe bedürftig waren sowie Bürger mit entsprechenden Verdiensten um die Kommune.
Im 19. Jahrhundert veränderte sich in der Stadt Görlitz das wirtschaftliche und soziale Gefüge durch sprunghaftes Wachstum von Wirtschaft und Industrie, Handel und Gewerbe. Mit der Industrialisierung erfuhr das soziale und kulturelle Leben einen erheblichen Aufschwung.
Im Zuge eines derartigen Wandels verloren auch die altehrwürdigen Hospitäler an Ansehen und Bedeutung. Die Gemäuer waren baufällig, die Einrichtungen veraltet. Die Hospitäler passten nicht mehr in das Bild einer aufstrebenden Industriestadt.
Der Magistrat hegte daher den Gedanken eines großen Hospitalneubaus und erwarb im Jahre 1858 zu diesem Zweck die an der Krölstraße gelegenen Kießlich´schen und Blanck´schen Gartengrundstücke mit einer Größe von 3 Morgen und 176 Quadratmetern für insgesamt 5188 Taler und 3 Groschen.
Am 10. April 1860 wurde das Projekt zur Erbauung eines „Central-Hospitals“ für die Stadt Görlitz dem Magistrat vorgelegt und von diesem dem Oberpräsidenten der Provinz Schlesien zur Einwilligung zugestellt. Nach längeren Verhandlungen wurde am 23. September 1861 die Genehmigung erteilt. Die veranschlagten Kosten beliefen sich auf 54.000 Reichstaler, die realen Kosten betrugen am Ende 60.000 Taler.
Am 23. August 1863 fand in Gegenwart des Magistrats und der Stadtverordneten die feierliche Einweihung des Hospitals statt. Zum Jahresende 1863 lebten 102 Bewohner im Hause, die von 6 Angestellten sowie einigen ehrenamtlichen Personen unter der Leitung des Hospitalverwalters versorgt wurden.